Freitag, 30. September 2011

... Adieu Tristesse!






 
Indien ist bunt, wunderschön, laut, lebendig, entspannt, faszinierend, packend, dreckig, stressig, warm, stickig, sonnig, freundlich, dreist, grün, regnerisch, voll, überfüllt, facettenreich, vielseitig, spannend, traditionell, konservativ, offen, gastfreundlich, kitschig, aufregend, interessant, groß, stinkend, spirituell, unpünktlich, überraschend, aufstrebend, intensiv, würzig, arm, zuckersüß, vielschichtig, reich ...

Indien ist so, so viel!
Indien ist wie ein eigener Kontinent.
Hier ist kein Tag wie ein anderer.




Dienstag, 20. September 2011

Partybus und Urwald

Am letzten Samstag, den 10.09. stand ein Ausflug mit den Kindern, die im Projekt leben, auf dem Plan. Die Kinder waren schon Tage vorher aufgeregt und fiebertem dem Tag entgegen. Sie kommen generell selten raus und aus diesem Grund ist es für sie einer der schönsten Tage im Jahr.
Am Freitag vorher wurde noch spät in die Nacht fleißig vorbereitet, geschrien (eine der Lieblingstätigkeiten meiner Gastmutter) und gepoltert. Um 5 Uhr morgens am Samstag war es dann soweit. Die ersten Kinder wurden gewaschen und fertig gemacht. Es war laut, unruhig und stressig im Hause "Mana Shanti".
Der Bus fuhr 'pünktlich' anderthalb Stunden später los und das Spektakel begann!
Noch in Mysore wurde an einem Fast-food-Stand gehalten um Frühstück zu kaufen. Kaum waren wir aus der Stadt raus, wurde die Musik volle pulle aufgedreht und alle waren in bester Stimmung!
Da unsere Familie dem aufstrebenden Mittelstand und einer höheren Kaste angehört, wurde ein luxuriöser Bus gemietet. Solche sieht man in Indien eher selten auf den Straßen. Trotzdem war für mein Verständnis eigentlich nicht genug Platz zum Tanzen. Die Inder sehen das aber anders und nach dem Motto: "Was nicht passt, wird passend gemacht" haben dann viele auf dem Gang Platz gefunden und mit guter Laune wurden die Hüften geschwungen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen und war völlig außer mir! Der Busfahrer hat ab und zu zum Takt gehupt und sich von der guten Laune anstecken lassen.
Ein unangeschnallter, tanzender, überfüllter Bus und Musikgehupe - all das wäre in Deutschland undenkbar. Aber in Indien ist so einiges möglich, was man als Deutscher für unmöglich hält.
Wir sind einige Stunden zu den Biligiriranga Hills gefahren. Die Umgebung war wunderschön! Leider habe ich weniger wilde Tiere gewesen als ich mir erhofft habe. Aber dafür habe ich ja noch ein Jahr Zeit ;)
Wir haben den Ausblick auf den Urwald vom höchsten Punkt der Berge genossen und viele neue Affenfreunde gewonnen! Einer meiner Spitznamen hier ist übrigens Äffchen, fragt mich nicht warum ;) Ein Tempel auf dem Berg musste natürlich auch noch besucht werden - wie sollte es anders sein?! Es war insgesamt ein traumhafter Tag im Dschungel und ich bin mal wieder fasziniert von der Schönheit Indiens!



Mein geliebter Gastbruder Varun

Varun mit seinen Schwestern :)




Ein Zeichen seiner Zuneigung: Blumensträußchen für mich (Ich habe mich wirklich sehr gefreut, da es sehr mühsam für ihn gewesen sein sollte. Man muss bedenken, dass seine Hände missgebildet sind)




Das Werk meines Bruders, auf das er sehr stolz war.

Gemeinsames Mittagessen


Meine süßen Brüder

Mit Gastvater Prasanna






Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen!















Ein schwarzes Schwein! Seltener Anblick. Man ist eher Kühe und Hunde gewöhnt.
Die Truppe

Auch die Rückfahrt war mindestens so spektakulär wie die Hinfahrt! Noch besser gelaunt wurde noch ausgiebiger getanzt und gelacht. Zuhause angekommen, waren alle hundemüde und glücklich. Ich habe in der darauffolgenden Nacht so gut wie noch nie in Indien geschlafen!

Freitag, 2. September 2011

Ganesh - Festival!

Gestern war das berühmtberüchtigte Ganesh-Frestival in Indien.
Ganesha ist einer der größten und wichtigsten Götter im Hinduismus. Er verkörpert Weisheit, Glück und Erfolg und ist Shivas Sohn.
Am Mittwoch und Donnerstag war schulfrei bei uns an der Schule. Unsere Gastmama hat unsere Freunde, andere FSL-Voluntäre aus Deutschland, eingeladen damit sie mit uns feiern können. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Zwei Jungs sind angereist, der dritte musste leider arbeiten.
Am Mittwoch haben wir den ganzen Tag Vorbereitungen erledigt. Vor den Türen von außen wurden bunte Blumen auf den Boden gemalt um Ganesha willkommen zu heißen.



Der Sozialarbeiter, ich, ein Hausmädchen und mein Gastbruder
















Alles wurde aufgeräumt und geschmückt, damit es für den Gott ordentlich aussieht. Es wurden viel Obst, Süßes, Glitzerkram und Blumen gekauft. Gegen Abend wurde das Büro der Schule zum Raum für Ganesha umgestaltet. Ein pompöser Altar wurde für ihn aufgebaut. So etwas kitschiges habe ich selten gesehen.
Yvonne und ich fuhren mit unserem Gastvater und unseren Brüdern mit dem Auto los um eine Ganesha-Statue zu kaufen. Insgesamt waren wir drei Stunden unterwegs. Das ist typisch Indien! Es hieß "nur kurz die Statue kaufen" und daraus wurde ein halber Tag. Im Endeffekt haben wir unzählige Dinge gekauft, aber nicht die Figur!

Meine Gastmutter bei Vorbereitungen
Danach wurden bis spät in die Nacht sogenannte "Karagadebu" gebacken. Dafür wurde eine teigtasche mit Kokusnussraspeln gefüllt und anschließend fritiert. Das ist angeblich ein typisches Ganeshagebäck. Wir waren alle sehr erschöpft und der Teig schien sich zu vermehren statt weniger zu werden. Mein Gastbruder meinte:" Das alles nur für Ganesha! Für ihn verzichte ich sogar auf Schlaf."
Alle waren gut gelaunt und haben sich auf den folgenden Tag gefreut. Es war so ähnlich wie Vorweihnachtsfreude.
Wir sind erst sehr spät ins Bett und mussten sehr früh wieder aufstehen. Unsere Gastmutter hat die beiden Jungs sogareingeladen über Nacht zu beiben. Voller Freude über diese Gastfreundschaft haben sie dieses Angebot natürlich angenommen.
Am nächsten Morgen fand dann die traditionelle "Puja" statt. Dafür kommt in einige Haushalte ein Priester und hält eine Zeremonie am Altar für Ganesha. Er war traditionell gekleidet und saß in der Hoche gegenüber von unserem Gastvater vor dem Altar.

Links der Priester, rechts mein Gastvater

Ein bisschen Glitzer, Glitzer



Und dann begann das ganze Spektakel. Ich kanns gar nicht in Worte fassen. Es hat sich üner eine Stunde gezogen und die verschiedensten Rituale wurden ausgeübt. Eine Glocke wurde geläutet, um den Gott aufmerksam zu machen; es wurden unzählige Bliumen auf die Gottstatue gelegt; kleinere Figuren wurden mit Honig, Milch und Ähnlichem begossen; Räucherstäbchen angezünget; verschiedene Gerüche auf Eisentellern über die Statue im Kreis gedreht und die ganze zeit hat der Priester gesungen oder gebetet. Ich weiß es nicht genau. Ich habe nichts verstanden und uns wurde nichts erklärt. Wir standen nur nebenbei und sollten durchgehend Fotos machen.

Hauptsache das Bonzenhandy ist mit dabei..





Einige Sachen haben wir auch mitgemacht. Für mich als gläubigen Christen war es sehr befremdlich, aber interessant zugleich. Ich möchte versuchen tiefer in den Hinduismus einzutauchen und versuchen ihn ansatzweise zu verstehen, auch wenn ich von meinem Gott und meinem Glauben überzeugt bin.
Am Ende wurde noch jeder gesegnet und das gebäck wurde verteilt. Bei der ganzen Zeremonie waren nur Männer und wir drei deutschen Mädchen. Nicht einmal die Gastmutter war dabei. Ich denke, Frauen dürfen das nicht mitmachen.


Die white faces

Nach dem Mittagessen haben sich die Frauen und Mädchen schick gemacht und Saris angezogen. Ansonsten verlief der Tag eher ruhig. Es wurde viel zu viel gegessen!


Drei Hausmädchen

Am Nachmittag sind wir mit den Jungs in einen Tempel, der eine Stunde von Mysore entfernt liegt, gefahren. Wir dachten, dort wäre vielleicht etas besonderes an diesem Tag. Dem war aber nicht so. Es war wie immer. Der Tempel war sehr schön und alt. In der Stadt war es ehr voll udn viel mehr Frauen haben Saris getragen, schien mir. Nach einem Tee haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht. Wir haben uns von den Jungsverabschiedet und sind zurück nach Hause gefahren. Dort war full house. Gäste waren da und es war eine schöne Stimmung zu spüren.
Unsere Gasteltern haben uns nach der Verabschiedung der Gäste in das Nachbarshaus geführt. Die hätten und eingeladen. Dort war es noch schickeer und kitschiger geschmückt. Alle saßen im Kreis auf Stühlen und haben geredet. Die Hausfrau hat uns kleine Geschenke gegeben. Wir haben Armreifen, ein Blümchen, einen Snack und eine Kokusnuss mit einer Rupie bekommen. Alle waren freundlich zu uns. Wir haben uns total gefreut, vor allem, weil wir vorher noch nie Kontakt zu den Nachbarn hatten. Unsere Gasteltern wollten, dass wir diese Tradition miterleben.
Es war ein schöner, erlebnisreicher und bunter Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde! Ich bin mit vollem Bauch, erschöpft und glücklich ins Bett gefallen.
Das war mein erstes Festival in Indien und ich bin gespannt auf die nächsten, denn hier gibt es viele davon!