Montag, 19. März 2012

Das Land der religiösen Vielfalt




Die Religion, der Glaube – das ist ein wichtiges Thema in Indien. Fragen wie: „Welchen Gott betest du oder deine Familie an?“ hört man nicht selten. Die Religiosität der Inder ist auf den ersten Blick zu erkennen. Reisende und Ausländer sehen überall Tempel, Moscheen und Kirchen. Ebenso sieht man unzählige Schreine, heilige Bäume, Götterstatuen und Gottesbilder. Letztere befinden sich in jedem Zuhause, in Geschäften, in Bussen, Fahrzeugen und in der Stadt an Wänden oder Plakaten.Jede Familie und jeder Ladenbesitzer ehrt seine Bilder bzw. Götter mindestens ein Mal am Tag mit Gebeten und Weihrauch. Dies wird „Puja“ genannt. Sie gibt es in allen möglichen Formen.
Die meisten Inder sind Hindus; etwa 80 %. Außerdem gibt es viele Muslime (13,4%), Christen (2,3%), Sikhs (2%), Buddhisten (0,8%), Jains (0,4%) und eine kleine Zahl an Parsen und Juden. Die Ureinwohnerstämme heißen Adivasi (8%) und werden den Hindus zugerechnet, obwohl sie in Wirklichkeit Naturreligionen angehören.
Wie ihr seht, sehr vielfältig und interessant!
Der Hinduismus ist schon sehr alt und sehr schwer zu erklären, deswegen versuche ich es auch gar nicht erst. Ich bin schon fast ein Jahr hier, verstehe aber noch sehr wenig von dieser Religion und ihren Ritualen. Ich würde sagen, es ist eine der kompliziertesten und unverständlichsten.
Als muslimische Herrscher ab dem Jahr 1000 in Indien einmarschierten, begann sich der Islam auszubreiten. Sie waren mächtig und eroberten den gesamten nordindischen Bereich. Noch heute kann man das Ausmaß sehen und viele historische Städte besuchen, die von dieser Zeit berichten. Sie zerstörten viele Tempel und unterdrückten die Hindus. Zwischen beiden Religionen gibt es große Unterschiede. Der Islam ist monotheistisch, das heißt es gibt keine Abbildung ihres Gottes. Im Hinduismus wimmelt es nur so von verschiedenen, bunten Götterbildern. So ist das Zusammenleben zwischen diesen beiden Religionen nicht einfach. Es gab viele Probleme in der Vergangenheit, deswegen sind viele Muslime nach Pakistan ausgewandert. Ich hab es schon des öfteren mitbekommen, dass Hindus Muslime nicht sehr gern mögen oder verächtliche Bemerkungen über sie ablassen.
Der Sikhismus entstand aus muslimischen und hinduistischen Elementen. Sie sind als wehrhaft und geschäftstüchtig bekannt. Deswegen werden sie öfter diskriminiert. Sie sind vor allem im Norden von Indien vorzufinden und an ihren Turbanen zu erkennen.
Das Christentum breitete sich erst vor 500 Jahren in Indien aus, aber es ist seit dem 4. Jahrhundert in Indien nachgewiesen. Die höchste Prozentzahl an Christen findet man in Kerala und Goa. Dort kamen früher Seemänner aus Europa, vor allem Portugal an und setzten den Grundstein für die Ausbreitung ihres Glaubens.
Der Buddhismus und der Jainismus sind im 6. Jahrhundert als Reformreligionen des Hinduismus entstanden. Sie sind gegen die Teilung in Kasten und den strikten Ritualismus.
Der Buddhismus ist heute jedoch eher in den Nachbarländern wie Thailand, Tibet und Sri Lanka verbreitet als in Indien selbst. Ich habe auch schon buddhistische Tempel besucht und Mönche getroffen. Ich muss sagen, dass ich begeistert von ihnen war. Das sind sehr nette Menschen, die Frieden ausstrahlen.
Der Jainismus ist weltabgewandt und asketisch. Diese Menschen versuchen so wenig Lebewesen wie möglich zu töten. Sehr streng Gläubige tragen sogar einen Mundschutz und tragen einen kleinen Besen mit sich herum um den Platz, auf den sie sich setzen wollen, zu fegen und somit nicht aus versehen kleinste Lebewesen zu töten. Diese Menschen tragen eine weiße Tracht. Solchen bin ich aber bisher nur ein Mal begegnet. In jainistischen Tempeln war ich auch schon, auch dort gab es sehr strenge Vorschriften.
Auch die politische Spitze des Landes spiegelt die Vielfältigkeit der Religionen wider. Der Premierminister ist ein Sikh; die Präsidentin eine Hindu; der Vize Präsident ein Moslem; die Vorsitzende der größten politischen Partei eine Christin.

Ich habe seit meinem Aufenthalt hier viel dazu gelernt und sehe einen krassen Unterschied zu Deutschland und allgemein dem Westen.

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