Freitag, 16. März 2012

Die Frau in Indien

Die Frau in Indien hat es nicht leicht.
Es fängt schon bei der Geburt an. Als erstgeborenes Kind wird sich immer ein Junge gewünscht. Eine Frau gilt als besonders „fleißig“ oder „gut“, wenn sie so viele Jungen wie möglich gebärt. Da Jungs, wenn sie älter sind, mit zu dem Einkommen der Familie beitragen, sind sie „höherwertiger“ als Mädchen.
Nach der Geburt wartet ein hartes Leben auf sie. Viele Mädchen werden sehr früh verheiratet, vor allem in den niedrigeren Kasten. Dabei ist das System der arrangierten Ehe zu erwähnen. Die Frau kann in den meisten Fällen nicht selber entscheiden wann und wen sie heiraten will. Die Familie übernimmt die Wahl. Es wird jemand aus der gleichen Kaste und am besten aus der gleichen Region gesucht. Erst seit kurzer Zeit kann man auch von Liebeshochzeiten hören. Die Eltern müssen der Tochter oder dem Sohn ein „okay“ geben, damit diese frei entscheiden dürfen. Aber dies ist meist nur bei den moderneren und reicheren Indern möglich.
Natürlich sind viele unglücklich, wenn sie sich nicht zu jemandem angezogen fühlen, diesen aber heiraten und Kinder von ihm gebären müssen. Viele Männer schlagen ihre Frauen zudem. Ich habe es leider schon selber sehen und hören müssen.
Außerdem arbeiten viele Frauen nicht mehr, wenn sie verheiratet sind, da sie sich dem Haushalt oder die Kinder kümmern müssen. Vor allem in den niedrigeren Kasten sind diese außerdem sehr ungebildet, da sie nicht frei sind und gar nicht die Chance haben auf eine vernünftige, höhere Schule zu gehen. In Indien können über 200 Millionen Frauen nicht lesen!
Nach der Heirat ziehen sie in das Haus ihres Mannes und müssen ihre eigene Familie also verlassen. Schwierig wird es, wenn sie sich mit den Eltern ihres Mannes nicht verstehen und schlecht behandelt werden.
So langsam gibt es auch Frauen in höheren Positionen und mit viel Ansehen. Ich selbst habe es in meiner alten Gastfamilie miterlebt. Jedoch sollte betont werden, dass diese auch aus reichen und modernen Familien stammen. Sie sind selbstbewusster und verdienen ihr eigenes Geld beispielsweise nach einem Medizin- oder Softwarestudiengang. Die Mädels aus meinem PG sind ein gutes Beispiel dafür. Für ärmere Frauen ist dies unmöglich. Für sie ist es ein Teufelskreis, dem sie nur sehr schwer entkommen können.


Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel eines Schicksals einer Frau zeigen. Es handelt sich um Asha, meine „Gastmutter“. Sie kümmert sich um das Essen in unserer WG und hat dieses PG gegründet. Sie sucht ständig neue Bewohner, wenn Mädchen ausziehen. Sie wohnt mit ihrem Mann, dessen Eltern und einem ihrer Söhne in der gegenüberliegenden Wohnung. Sie ist ständig am hin und herlaufen. Oft beklagt sie sich über Schmerzen oder familiäre Probleme. Es scheint, als würden ihre Probleme und Sorgen immer mehr. Sie wurde verheiratet und ist mit ihrer Ehe unzufrieden. Ihr Mann behandelt sie schlecht, unterstützt sie nicht finanziell und scheint ein ganz schöner Egoist zu sein. Ich habe ein mal gehört, wie sie sich laut gestritten haben und meine dabei gehört zu haben, dass er sie geschlagen hat. Er schlägt auch seine Söhne und sie kann nichts dagegen tun. So saß sie weinend auf unserem Balkon und wir wussten nicht, wie wir ihr helfen können. Wir können es einfach nicht, in Indien steht die Frau einfach unter ihrem Mann und hat ihm zu gehorchen. Als wir uns ein Mal lange unterhalten haben, hat sie neugierig gefragt, was denn in Deutschland ist, wenn sich Frau und Mann nicht mehr verstehen. Wir mussten ihr leider erzählen, dass es viel zu viele Scheidungen in unserem Land gibt. Sie meinte, sie hätte auch schon darüber nachgedacht, es wäre aber unmöglich. Scheidungen gibt es in Indien bisher nur sehr selten. Und das auch nur bei sehr wohlhabenden Menschen.
Auch mit ihrem Bruder hat sie Auseinandersetzungen. Ihre eigenen Eltern können sie finanziell nicht unterstützen und ihr Bruder versäuft des öfteren sein verdientes Geld. Ein Mal hat sie uns ihr Herz ausgeschüttet und von ihrer Jugend erzählt. Sie hat erwähnt, dass sie sich schon sehr früh ein Kind gewünscht hat und ein Mal abtreiben musste, weil die Mutter ihres Mannes es für einen ungünstigen Zeitpunkt hielt (und ich schätze, es hat sich um ein Mädchen gehandelt). Sie wurde nämlich sehr traurig, als sie von ihrem Wunsch eine Tochter zu haben, erzählte. Sie meinte, diese könnte sich um sie kümmern, wenn sie krank sei. Von den Jungs kann sie das nicht erwarten.
Ich sehe oft, dass es ihr nicht gut geht und es tut mir weh, zu wissen, dass ihre Situation ausweglos ist und dass es noch sehr vielen Frauen in Indien so geht.


So glücklich sieht sie selten aus..
Hier mit zwei Freunden auf einer Hochzeit.

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